Riikula-Vertrag ungültig!
2018-10-03Winnipeg. Mit Bestürzen mussten die Winnipeg Jets heute vermelden, dass der Entry-Level-Contract mit Juuso Riikula nicht zustande kommt. Grund ist eine Beschränkung im GFHL-Regelwerk, welche die Verpflichtung ungedrafteter Free Agents auf 5 Verträge pro Club und Saison begrenzt. Eine Vereinbarung, die vor gut zwei Jahren von der Ligenleitung beschlossen wurde (Regelbuch: Art. 15, Abs. 1 (3)) aber seitdem nicht unumstritten ist.
Diese Regelergänzung, die offen unter allen GM's kommuniziert und seit Saison 2016/17 Anwendung findet, wurde eingerichtet, nachdem die Washington Capitals in der Saison 2015/16 einen offensiven Rebuild starteten und während der Saison weit über 70 ungedraftete Free Agents mit einem Entry-Level-Contract in ihren Prospect-Pool holten. Damit sicherten sich die US-Hauptstädter zahlreiche Rechte an jungen Spielern, allerdings ohne ihnen eine reele Perspektive geben zu können, da der Prospect-Pool zeitweise die Größe des Maximal-Rosters der Franchises übertraf und es aktuell mit 100 im Prospect-Pool existenten Nachwuchsspielern immer noch tut.
Jets-GM Toby hierzu: "Das exzessive Ausgeben von Entry-Level-Contracts an ungedraftete Free Agents war damals regulär, führte aber trotzdem unter gewissen Unmut unter den GM-Kollegen. Dem Tenor, diesem Treiben in Form einer Regulierung Einhalt zu gebieten, ist die Ligenleitung gefolgt. Die getroffene Entscheidung der Verpflichtungs-Begrenzung glättete zwar die Wogen, beschäftigte sich aber nie mit dem eigentlichen Problem."
Das Problem, welches der GM der Jets - der ebenfalls über das Vorgehen des Washingtoner Kollegen Unmut verspürte - anspricht, sieht er mit einer Begrenzung von ungedrafteten Free Agent Verpflichtungen nicht gelöst sondern eher umgangen.
Die Strategie der Capitals war seinerzeit zwar unorthodox und für einige Kollegen, die eben diese Typen Spieler lieber langfristig beobachten lassen, bevor sie einen Vertrag offerieren ziemlich ärgerlich, doch habe sich der General Manager der Caps stets an geltende Regularien gehalten.
"Problematisch ist ja nicht, dass andere GM's diese Strategie nicht mochten sondern vielmehr, dass einer ohnehin schon wirtschaftlich angeschlagenen Franchise die hohe Anzahl der Verträge auf die Füße fallen könnte", erläutert der Manager der Jets. Ein sinnvollerweise begrenztes Roster für die Mitglieder des Pro- und Farmteams umfasst 65 Athleten. Ein deutlich größerer Prospect-Pool mag zunächst interessante Ansätze haben. So sind die Handlungsoptionen bei Transfers hervorragend, kann man einfach diejenigen Spieler, die zwar das Zeug zum Profi haben, es aber nicht in das 65-er Roster einer Franchise schaffen, an die Ligakonkurrenz abgeben und sich damit langsam und stetig konsolidieren. Prinzipiell also kein schlechter Weg, solange nicht zuviele Spieler zur selben Zeit einen Anspruch auf Erfüllung ihres Vertrages erheben können.
"Jeder geratete Spieler hat ein Anrecht auf einen Rosterplatz oder muss aus seinem Vertrag heraus gekauft werden", schildert GM Toby die bekannte Situation und sieht dies in kleinerem Rahmen durchaus optimistisch: "wenn man zwei, drei Spieler über der Maximalgröße ist, wird man immer einen Deal mit den GM-Kollegen organisieren können." Dafür sei zum Einen die Solidarität unter den Managern der GFHL gegeben, zum Anderen ist dies eigentlich eine Win-Win-Situation für Teams mit gutem Scouting, die Teams mit schwächerem Scouting und kleineren Rostern dann relativ günstig aushelfen können und junge Spieler, die einfach noch eine Portion extra Zeit brauchten, um ihrer Professionalität Reife zu verschaffen, bekommen gerechterweise ihre Chancen auf eine GFHL-Karriere.
"Bis zu diesem Punkt hat abgesehen von dem Signing Bonus bei Vertragsabschluss, kein Club einen Nachteil", stellt Toby klar. Der Nachteil beginne dann, wenn der Pool so groß ist, dass weit mehr als ein paar Deals nötig wären, um am Clearing-Day die maximale Rostergröße einzuhalten.
Jeder Spieler, der im Zuge des Cleaning-Day aus seinem Vertrag heraus gekauft werden muss, erhält von seiner Franchise die volle Vertragssumme, also bis zu 3 Jahresgehälter. Dies sind selbst beim Mindestgehalt von 450.000,-$ dann teilweise 1.350.000,-$ pro jungem Spieler, nur um diesen dann per Buy-Out erneut dem UFA-Markt zuzuführen.
"Dies ist die einzige Entwicklung, vor der die General Manager durch die Liga per Regel geschützt werden sollte" , fordert der Manager der Winnipeg Jets.
Wie in anderen Fällen der GFHL-Regelgestaltung sieht Toby auch hier Handlungsbedarf und hofft erneut auf die reformatorische Grundhaltung der Ligenleitung: "der Umgang mit Regularien in der Liga ist sehr gut. Regeln werden eingeführt, begutachtet und bei berechtigter Kritik auf den Prüfstand gestellt." Dies sei sehr angenehm, aber: "in dieser Situation nun auch dran!"
Die aktuelle Regelung benachteilige Manager, die ein gutes Scouting betreiben und die Liga bereichern wollen, ohne jedoch die Liga selbst zu bereichern. Eine Beschränkung der Entry-Level-Verträge für ungedraftete Free Agents nach Anzahl pro Club und Jahr sei nicht mehr zeitgemäß, findet Toby.
In der Personalie Juuso Riikula sieht die Situation nun ziemlich trostlos aus. Riikula gilt weiter als undrafted Free Agent und kann von allen Teams der GFHL verpflichtet werden. Außer von den Winnipeg Jets und allen anderen Teams, die bereits fünf dieser Spieler mit Verträgen ausgestattet haben. Riikula selbst wird bis auf Weiteres wie beschrieben die Saison in Finnland bestreiten.
"Wir dürfen ihm frühestens zur OffSeason 2019 ein neues Angebot vorlegen," bestätigt der GM der Jets. Er appelliert an seine GM-Kollegen, dass hier trotz der Möglichkeit der Anstand bleibt, sich nicht am Scouting der Winnipeg Jets zu bereichern und hofft auf die bewährte Reformfähigkeit des GFHL-Regelwerkes.
"Das aktuelle Regelwerk besteht und daran werden auch wir in Winnipeg uns halten müssen," stellte der GM klar. Dennoch sei die Sinnfreiheit dieser Regel in ihrer aktuellen Formulierung deutlich zu erkennen und gehöre reformiert. "Wir stehen am Anfang der Saison, die Ligenleitung wird neben der Durchführung des Spielbetriebes sicher Zeit finden, auch hier nach besseren Lösungen zu suchen und diese zu finden."
Selbstverständlich habe der Macher der Winnipeg Jets hierzu schon eigene Ideen. "Konzepte zur Verbesserung der Situation gibt es und wir werden diese natürlich mit der Ligenleitung teilen. Wir sind ja froh, dass dies nicht nur möglich sondern auch gewünscht ist", freut sich Toby, der noch einmal klarstellt. "Einige Regeln erscheinen wenig zielführend, werden aber hingenommen, bis man persönlich von ihnen eingeschränkt wird. Dann kann man die Situation kritisieren, sollte aber auch immer eine durchdachte Alternative mitliefern. Dies sei konstruktives Miteinander in der GFHL.
"Es wird den Winnipeg Jets und dem Spieler Juuso Riikula in diesem Herbst wohl nicht helfen, aber der Liga und vielen Spielern in der Zukunft ganz bestimmt. Dies sollte das Ziel sein", hofft Winnipegs Manager auf Bewegung auch abseits des Eises in dieser Saison.