Taktisch sensationelle Jets gleichen Serie aus!
2020-04-27Winnipeg. Es dürfte ein spaßiger Rückflug werden, der in gut zwei Stunden die Spieler der Winnipeg Jets von St. Louis aus zurück in die Heimat nach Manitoba bringt. Soeben ging Spiel 2 des Playoff-Semifinals zwischen den Winnipeg Jets und den St. Louis Blues zuende und die Gäste aus Manitoba haben mit einem 3:1-Erfolg die Serie ausgeglichen. Nach zwei gespielen Partien steht es nun 1:1, Mittwoch Abend steht mit dem dritten Spiel der Serie das erste Match im Bell MTS Centre auf dem Plan.
Das zweite Spiel war einmal mehr Schach auf Kufen. Doch während in Spiel 1 noch Blues-Goalie Pekka Rinne der strahlende Sieger war und 43 Schüsse auf sein Tor entschärfte, was seinem Team den Sieg brachte, war es heute die taktische Marschroute, die Head Coach Paul Maurice seinen Mannen mit auf den Weg gab. Denn mal ehrlich: ein Sidney Crosby, der Hits verteilt und Schüsse blockt wie ein Defenseman, ein Pat Marleau, der wie ein General Pässe von enormer Gefahr direkt auf die Schläger von Jon Marchessault und Adam Henrique servierte, ein Anthony Duclair, der nach einer Provokation plötzlich die Handschuhe fallen ließ und Blues-Defender Mark Borowiecki ein Veilchen verpasste oder auch Back-Up Goalie Laurent Brossoit, der sehr gut hielt, ohne überragend zu sein, weil seine Vorderleute konsequent das Spielgeschehen in die neutrale Zone verlegten. All diese Phänomene sorgten dafür, dass die gastgebenden Blues heute keinen Raum zur Entfaltung bekamen und trotz intensiven Bemühens keinen Zugriff aufs Spiel bekamen.
Dabei sah es in den ersten 20 Minuten noch gut aus für die Hausherren. Die Jets standen tief und warteten lange ab. Den Blues gehörte Puck und zwei Drittel der Eisfläche. Doch in der Angriffszone warteten massiert stehende Gäste und so war der Puck häufig noch vor dem Abschluss wieder vom Schläger der Blues verschwunden. Die Jets fuhren lediglich Entlastungsangriffe, strahlten dabei aber die ersten 20 Minuten keinerlei Gefahr für das Tor von Pekka Rinne aus. Mit einem 0:0 ging es in die erste Pause.
Im mittleren Abschnitt waren es dann die Jets, die die neutrale Zone als eigenes Hohheitsgebiet beanspruchten und die Blues früh zu Fehlern zwangen - mit Erfolg. Immer häufiger tauchten die Gäste aus Kanada vor dem Kasten der Blues auf und sorgten für Wirbel bei den Hausherren, die sich verbissen wehrten und manchmal auch über den Grenzen des Erlaubten. Eine fällige Strafzeit von Barclay Goodrow nutzte Adam Henrique zur 1:0-Führung der Jets. Mit diesem Ergebnis ging es in die zweite Pause.
Der Schlussabschnitt wurde mit zunehmendem Verlauf spannender. Die Blues wurden von den eigenen Fans voran gepeitscht und glaubten an ihre Chance, das Spiel umzudrehen. Dabei taktierten auch sie clever: in der 49. Minute ließ sich Patrik Laine zu einer übertrieben harten Aktion hinreißen und bescherte den Blues ein Powerplay, das Vincent Trocheck zum umjubelten Ausgleich nutzte. Entscheidende Kräfte konnte dies bei den Blues jedoch nicht freisetzen. Die Jets, sonst ein Team, welches in solchen Situationen unter der Saison ein mittelschweres Nervenflattern bändigen musste, spielten in stoischer Manier ihren Matchplan herunter und erarbeiteten sich Vorteile und Chancen, gerade auch weil sie clever agierten und die Helden, die eigentlich für Punkte zuständig sind, heute lieber als Arbeiter und Antreiber glänzten. Vier Minuten vor Schluss fuhr die 1st Line der Jets einen mustergültigen Angriff, dem Crosby durch einen Pass zurück an die blaue Linie neuen Raum gab, Dustin Byfuglien mit einem Schlagschuss neue Gefahr verlieh und Blake Wheeler aus dem Slot mit einer sanften Richtungsänderung jede Chance auf Entschärfung nahm - die erneute Gästeführung!
Die Blues riskierten alles, nahmen in der letzten Minute Pekka Rinne zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis, bekamen aber mit dem 3:1 der Gäste, erneut durch Adam Henrique, dsa entscheidene Gegentor des Abends eingeschenkt. Sekunden später feierten die Jets, das Spiel war gewonnen, die Serie ausgeglichen.
Am Mittwoch wird es in Winnipeg weitergehen. Es wird ein ähnlich heißer Tanz wie heute Abend erwartet.
Jets-GM Toby: "Unser Team hat vor allem taktisch ein großartiges Spiel am heutigen Abend gezeigt. Aber die Blues werden dieses Spiel heute gut analysieren und am Mittwoch werden sie Antwort geben." Für das Spiel in zwei Tagen gibt es noch wenige Karten an der Abendkasse, insgesamt wird aber einmal mehr ein ebenso volles wie lautes Stadion erwartet.
Beide Teams werden in Vollbesetzung antreten und sich erneut ein spannendes Geduldsspiel liefern. Auch diese Serie erfüllt alle Voaussetzungen, über die volle Distanz gehen zu können.