Viel Unverständnis und Frust
2025-11-19
Ein Spiel zu verlieren, das gehört dazu. Dass die Flyers sich in der Regel als faire Verlierer präsentieren auch. Wenn allerdings nach einem Auswärtsspiel der GM sich schon fast nicht mehr im Griff hat weiß man: hier lief heute Abend etwas gewaltig schief – dank dem Schiedsrichter.
Es lief das zweite Drittel des Auswärtsspiels der Flyers in Dallas. Die Stars lagen verdient 1:0 in Führung, doch die Flyers kämpften sich Stück für Stück zurück ins Spiel. Dann kam die vielleicht entscheidende Szene an diesem Abend.
12:59 im zweiten Drittel – die Flyers jubeln, das Netz zappelt, die Halle wird ruhiger. Doch Moment! Noch haben die Schiedsrichter was zu sagen. Nach ausgiebiger Videomeditation und einem Blick in die Kristallkugel steht fest: Kein Tor. Der Schiedsrichter hat zwar nicht gepfiffen, aber – und das ist entscheidend – er hätte es gern getan. Und das reicht.
Dustin Wolf im Tor der Stars, der einen extrem starken Abend hatte, konnte einen Schuss von Adrian Kempe nur abblocken. Den Rebound versenkte Christian Dvorak im Tor. Doch im modernen Hockey zählt scheinbar nicht mehr, was passiert – sondern was innerlich vom Schiedsrichter beabsichtigt war. Der Pfiff im Herzen, sozusagen. Eine neue Dimension der Spielleitung: metaphysisch, vorausschauend, fast schon poetisch.
Warum überhaupt ein Pfiff hätte ertönen sollen, bleibt das Geheimnis des Schiedsrichters. Die Bank der Flyers wollte Diskutieren, manch Spieler tat auch sehr laut – aber freundlich – seinen Unmut kund. Die Spielleiter interessierte das wenig. Am Ende stand fest: Kein Tor, aber ein starkes Zeichen für die Macht der Vorstellungskraft. “Wer weiß,” so GM Chris noch sehr angefressen nach dem Spiel, “vielleicht wird demnächst auch gepfiffen, bevor das Foul gedacht wurde.”
Doch was sagt die GFHL Spielordnung dazu?
„As there is a human factor involved in blowing the whistle to stop play, the Referee may deem the play to be stopped slightly prior to the whistle actually being blown. The fact that the puck may come loose or cross the goal line prior to the sound of the whistle has no bearing if the Referee has ruled that the play had been stopped prior to this happening.“
Es ist also entscheidend, wann der Schiedsrichter beschließt zu stoppen – nicht erst, wenn der Pfiff ertönt. Der Treffpunkt der Scheibe (z. B. ein Tor), nach dieser Entscheidung, aber vor oder während des Pfeifens ist nicht gültig, da das Spiel nach Entscheidung des Schiedsrichters bereits unterbrochen war.
Die Regel entstand nach einem umstrittenen NHL-Playoff-Spiel 1995 zwischen den New York Rangers und den Quebec Nordiques. Dort hatte
Schiedsrichter Van Hellemond ein Tor von Joe Sakic zurückgenommen, da er angeblich vor dem Tor erzielte einen Pfiff „beabsichtigte“ – obwohl der Pfiff erst danach ertönte. Daraus ging hervor, dass nicht der Zeitpunkt des Pfeifens maßgeblich ist, sondern der Entscheidungsmoment des Schiedsrichters selbst.
Regeltechnisch also möglich, an der Kommunikation muss der “Unparteiische” allerdings noch arbeiten. Das stellte auch der GM nach dem Spiel fest.
Übrigens: die Stars haben in dieser Partie keine Strafminute kassiert. Ein schon sehr komischer Zufall für diesen Abend...
